Jurystatement:
„Das Nebeneinanderstellen von heterogenen Produktionsbedingungen und den daraus entstehenden Ästhetiken ist ein Kernpunkt des Avant Art Festivals. Im Rahmen des Jury-Auswahlverfahrens wurden ausführlich die Kriterien der drei Einreichungskategorien professionell, semi-professionell und nicht-professionell besprochen. Die Jury erkennt an, dass eine Unterscheidung sinnvoll ist zwischen professionellen Produktionen, die oft mit bestehender Infrastruktur, zum Teil höherem Budget und bezahlten Spieler:innen und Leiter:innen arbeiten, und semi-professionellen Produktionen, die häufiger an Neben- oder Außenspielstätten stattfinden und ‚im Nebenberuf‘ oder in der Freizeit ausgeübt werden. Die Jury hat sich dazu entschieden, die Kategorien für den Auswahlprozess wieder aufzuheben, da so ein breiteres und vollständigeres Bild der Thüringer Theaterszene abgebildet werden kann. Die Diskussion, welche Kriterien für die Einordnung in eine der Kategorien notwendig sind, ist eine fortlaufende, die neben der Jury des AVANT ARTs auch der Vorstand des Thüringer Theaterverbands immer wieder neu verhandelt.“
Judith Hellmann
„Ein großes Anliegen ist mir die Sichtbarkeit und Vernetzung der freien Darstellenden Szene, die ich seit mehreren Jahren in verschiedenen Bereichen in ihrer Ausübung unterstütze und seit meiner Vorstandstätigkeit im Landesverband der Freien Theater Sachsen e.V. zudem auch nach außen
vertrete. Daher freue ich mich sehr, in diesem Jahr Teil der Jury des AVANT Art Festival zu sein, somit auch einen tieferen Einblick in die Arbeit der Thüringer Szene zu erhalten, in einen Austausch zu kommen und auch hier eine Sichtbarkeit und Stärkung der Strukturen zu unterstützen.“
Nach ihrem Magisterstudium der Germanistik, Sprechwissenschaft und Auslandsgermanistik in Jena absolvierte Judith Hellmann zusätzlich ein berufsbegleitendes Masterstudium im Bereich Kultur und Management. Seit 2012 begleitet sie zahlreiche Projekte am Produktionshaus HELLERAU – Europäischen Zentrum der Künste. 2017 wurde sie festes Mitglied des künstlerischen Programmteams in HELLERAU und ist dort zudem im Bereich Drittmittel aktiv. Seit 2019 besetzt sie die Position als künstlerische Referentin
der Intendanz. Darüber hinaus unterstützt Judith Hellmann mit ihrer Expertise verschiedene weitere Projekte, Produktionen und Festivals. Sie gehörte unter anderem zum Veranstalter:innen-Team der Reihe Lab Circus, die bis 2016 in Dresden stattfand, und wirkte sowohl organisatorisch als auch künstlerisch beim Schaubudensommer – Internationales Festival für Theater, Vergnügen und Musik mit. Des Weiteren arbeitete sie u.a. mit Künstler:innen wie der Cie. Freaks und Fremde sowie the guts company in den Bereichen Finanzmanagement und Produktion zusammen. Seit 2022 ist sie Vorstandsmitglied im Landesverband der Freien Theater Sachsen e. V
Emma Wörtmann
„Theater in Thüringen ist für mich eine Herzensangelegenheit. Umso schöner, dass ich dieses Jahr Teil der Jury des Avant Art Festivals sein darf! Ich freue mich, hier einerseits die Perspektive der Geschäftsstelle zu vertreten und mich andererseits als Festivalmacherin für eine stimmige Gesamtauswahl einzusetzen. Für mich zählen nicht nur die einzelnen Stücke, sondern das gesamte Festival“
Emma Wörtmann, geboren 1998, hat nach einem FSJ Kultur am stellwerk weimar e.V. 2017/2018 in Hildesheim Kulturwissenschaften mit Fokus auf Theater, Medien und Kulturpolitik studiert. Ihre Schwerpunkte lagen dabei auf machtkritischer und postkolonialer Theorie sowie kulturpolitischen Strukturen und Ansätzen in der DDR und Gegenwart. Nach eigenen künstlerischen Arbeiten übernahm sie später die Produktionsleitung für verschiedene studentische Projekte. 2021 organisierte sie im Kollektiv die 10. Ausgabe des europäischen Theater- und Performance Festivals transeuropa. Seit 2022 arbeitet sie in der Geschäftsstelle des Thüringer Theaterverbands. Hier ist sie Projektleiterin für das Freie Produktionshaus und organisiert unter anderem Residenzen, Gastspiele und Koproduktionen. Ehrenamtlich organisiert sie das interdisziplinäre Fuchsbaufestival für Musik und Diskurs.
Lena Kästner
“Auf dem bayerischen Land aufgewachsen, hätte ich mir als Jugendliche sehr gewünscht, mehr Theater in meiner unmittelbaren Nähe zu haben! Oft passieren die spannendsten Dinge gerade dort, wo keiner hinschaut, also nicht nur in den Großstädten dieser Welt. Ich freue mich daher, als Mitglied der diesjährigen Avant Art Jury die Thüringer Theaterlandschaft in ihrer Breite kennenzulernen und dabei zu unterstützen, ihre mutige Vielfalt und künstlerische Innovation sichtbar zu machen.”
Lena Kästner ist Theatermacherin, Dramaturgin und Kulturproduzentin. In ästhetischen, oft partizipativen Recherchen beschäftigt sie sich mit gesellschaftsphilosophischen Themen, aktuell mit einem Schwerpunkt auf Digitalkultur. Sie studierte Soziologie, Islamwissenschaft und Dramaturgie und arbeitete im Anschluss unter anderem beim Bürgerbühnenfestival am Staatsschauspiel Dresden, bei der Stiftung Friedliche Revolution Leipzig, sowie von 2019 bis 2022 am Staatstheater Karlsruhe. Seit 2022 lebt sie in Leipzig und ist freiberuflich und mütterlich tätig.
Foto: Felix Grünschloss